Streetwear
STREETWEAR: DIE URSPRÜNGE
STREETWEAR STYLE: MEHR ALS EINE FRAGE DER MODE
Seit ihrem Bestehen war Mode stets mehr als einfach nur Kleidung. Historisch gesehen war die Kleidung, die wir tragen, von der Antike bis heute, immer eher eine Frage der Identität als der Trends. Seinerzeit bedienten sich römische, ägyptische und griechische Zivilisationen ihrer Bekleidung, um verschiedene soziale Schichten zu unterscheiden. Von der Farbwahl über die Auswahl der Materialien bis zur Art, sie zu tragen: Alle Merkmale eigneten sich, um Personen und ihren Stil zu beschreiben. Als wirkungsvoller sozialer Hebel transzendierte Kleidung ihre Objektqualität. So entstanden Berufsbilder wie das des Schneiders, Designers oder künstlerischen Direktors.
Während der Epoche der Dynastien waren es die Textilhandwerker, die mit ihren den Königen, Königinnen und Adligen dieser Welt gewidmeten Werken über Jahre hinweg die Trends definierten. Übrigens eroberte in diesem Zeitalter der Modebegriff nach unserem heutigen Verständnis den allgemeinen Sprachgebrauch. Trotz des nahezu vollständigen Verschwindens von Königen und Königinnen sowie des grundlegenden politischen Wandels blieb das Phänomen Mode bestehen. Schneider wurden, im Laufe der Zeit, zunehmend von Labels und namhaften Designhäusern für ihr Know-how anerkannt. Die Schöpfer und künstlerischen Direktoren großer Marken wurden zu wahren Stilikonen. Von Yves St. Laurent und Karl Lagerfeld zu Virgil Abloh und Kanye West beeinflussen diese Namen die Trends von heute und morgen. Sich geschickt dem sozialen Klima anpassend, wurden sie zum neuen ästhetischen und stilistischen Sprachrohr unserer Zeit. Noch mehr als in früheren Zeiten besitzt heute jede Bewegung, jede Gemeinschaft ihren eigenen Look, ihre eigene Identität und eigene Codes.
STREETWEAR TRAGEN: EINE GEISTESHALTUNG
Einer der Trends, der aktuell besonders einflussreich ist, ist die Streetwear-Bewegung. Zu Beginn noch als Subkultur belächelt, wurzelt die Bewegung in den Vereinigten Staaten der Achtzigerjahre. Zwischen den Straßen New Yorks an der East Coast und den kalifornischen Stränden der West Coast geboren, resultierte diese Kultur aus unterschiedlichen Einflüssen. Ihr urbaner Spirit fand sich einerseits in der Lebensphilosophie von Gangs wieder, andererseits aber auch in der von Skatern und Surfern. Diese Lebensweise, die sich parallel zur Modeindustrie entwickelte, die von den Designhäusern und Reichen dominiert wurde, entsprach vor allem der der gewöhnlichen Bevölkerung. Die Bewegung äußerte sich auf originelle Art in verschiedenen künstlerischen Bereichen: von Graffiti über Fashion bis hin zur Musik. Aneignung und Personalisierung waren die Schlüsselworte. Die Kulturen von Hip-Hop und Streetwear erhielten durch verschiedene Persönlichkeiten Aufmerksamkeit und waren – dank der Beastie Boys und später der Band N.W.A. – in aller Munde. Nicht zu vergessen der Sport, besonders Basketball und der Hype um „The GOAT“, besser bekannt als Air Jordan, der dank seiner sportlichen Performance populär wurde, aber auch dank seiner Signature Schuhe wie dem Air Jordan 1, der auch als Air Jordan 1 Mid Version abgewandelt wurde. Er wurde zum ikonischen Paar in der Geschichte der Sneakers.
Trotz des Boykotts durch große Luxus- und Prêt-à-porter-Labels zögerten die Künstler dieser Bewegung nicht, auch teure oder angesagte Teile zu tragen. Zunehmend unter Jugendlichen beliebt, überwand dieser Trend seine Stellung als Subkultur, um zu einer neuen künstlerischen Strömung zu werden. Im Kino durch Regisseure wie Spike Lee, in der Musik durch Rapper wie Tupac, Biggie oder Dr. Dre bekannt geworden, nährten Authentizität und Kontroversen die Popularität des neuen Hypes, einem Kometeneinschlag gleich, dessen Kraft Grenzen sprengte, um nahezu alle Länder der Welt zu erobern. So entstanden im Deutschland der Neunzigerjahre Bands wie Fanta 4 und TicTacToe, die sich die Neuheiten zueigen machten. Spezialisierte Stores schossen in allen Ecken der Welt wie Pilze aus dem Boden. Zu dieser Zeit wurden Marken wie Supreme von James Jebba geboren. Sportausstatter wie Nike, Adidas, Champion oder auch New Balance wurden mehr und mehr auf den Straßen getragen. Der Basketballer Michael Jordan entwickelte gemeinsam mit Nike die legendäre Jordan Brand und beide wurden so zum Symbol dieser Bewegung.
EINE SUBKULTUR
Nach wie vor Gegenstand zahlreicher Klischees und Vorurteile, ist die Bewegung der Streetkultur heute allgegenwärtig. Musikalische Künstler wie Travis Scott oder Booba belegen die obersten Plätze der Charts und die einst spezialisierten Marken sind zu Giganten der Industrie geworden. Im Modebereich blieb Streetwear einer der mächtigsten Einflüsse auf die Kollektionen der vergangenen zehn Jahre. Die größten Luxus-Modemarken zögerten nicht, mit Künstlern an deren Streetwear-Marken zu kollaborieren, etwa Chanel und Pharell Williams sowie – etwas aktueller – Swarovski und Supreme. Louis Vuitton würde sogar so weit gehen, Virgil Abloh, reines Produkt urbaner Streetkultur, zum künstlerischen Direktor seiner Herrenkollektion zu ernennen. Von Balenciaga über Gucci bis Dior haben alle Luxus-Modehäuser ihre eigenen Sneaker-Modelle entwickelt.
Diese Begeisterung ermöglichte die Entstehung junger Labels, die Luxus und Streetwear verbanden, etwa Off-White oder Fear of God, die zunehmend an Einfluss gewannen. Die Bewegung entwickelte sich fortwährend weiter. Den Bedürfnissen der Trends folgend, entwickelte dieser Stil seine eigenen Codes und eine einzigartige Identität. Einst als Subkultur betrachtet, emanzipierte sich die Strömung, um zu DER Kultur zu werden.
DIE BESTEN STREETWEAR-MARKEN
Ende der Neunzigerjahre und zu Beginn der 2000er-Jahre entstanden einige der einflussreichsten Labels in der Geschichte der urbanen Mode. Dazu gehört etwa Supreme, ein New Yorker Unternehmen, das 1994 von James Jebbia gegründet wurde. Als Skatewear abgestempelt und ausschließlich der Szene vorbehalten, eroberte das Label mithilfe hochwertiger Produkte mit eigenwilliger Ästhetik, Hommagen an Gegenkulturen und einer subjektiven und künstlerischen Mentalität schnell ein wesentlich breiteres Publikum. Als produktiver Kollaborateur, der sich ebenso an den künstlerischen Underground anpasste wie an Sportswear-Giganten wie Nike, wurde Supreme spätestens 2017 zu einem Phänomen der Modewelt, als sich die Marke mit Louis Vuitton zusammentat und so zum Symbol des Hypes avancierte. Zur gleichen Zeit launchte Tomoaki Nagoo sein Label „A Bathing Ape“, bekannt als Bape. Von der Ästhetik der Filmsaga „Planet der Affen“ inspiriert, eroberte die Marke aus Tokio schnell die Herzen junger Japaner: Eine limitierte Auflage von T-Shirts mit emblematischen Designs wie dem Bape Camo, Baby Milo und dem Shark Hoodie wurde gedropt. Der Erfolg überschritt die Grenzen des Landes und schaffte es, die Künstler der amerikanischen Hiphop-Szene in ihren Bann zu ziehen. Kanye West, Pharell Williams, Lil Wayne und Soulja Boy wurden zur Speerspitze der Expansion von Bape auf internationaler Ebene, namentlich durch den Baptesa. Der Bootleg des legendären Air Force zeichnet sich durch seine hochwertige Konzeption, lebendige Farbpaletten und sein Obermaterial aus Lackleder aus. Heute ist es The Bathing Ape gelungen, japanische Streetwear in der ganzen Welt zu verbreiten.
ALLGEGENWÄRTIGE STREETWEAR-KLEIDUNG
Alles nahm Anfang der Achtzigerjahre seinen Lauf, als New Yorker Rapper wie Run DMC den Badboy-Style etablierten, indem sie sich Trainingskleidung von Adidas zueigen machten, die ursprünglich für Outdoor-Aktivitäten konzipiert worden waren. Vierzig Jahre später war der Trainingsanzug zum absoluten Must-have für Damen und Herren geworden. Zur selben Zeit erschien der Bucket Hat. In Frankreich auch Bob genannt, wurde der funktionale Hut ursprünglich von Fischern getragen. Der erfolgreiche Rapper LL Cool J machte das Accessoire, besonders Modelle der Marke Kangol, populär. Gleichzeitig verbreitete sich die Pop-Rock-Bewegung in der ganzen Welt. Besonders ein Name faszinierte die junge Generation: Levi’s. Die Jeans der Marke erfuhren einen nachhaltigen Erfolg und wurden sogar zum typischen Symbol des US-Styles. Ob Oversize oder Skinny, die Jeans wurde in allen denkbaren Schnitten abgewandelt und passte sich jeder Silhouette an.
SO TRÄGT MAN STREETWEAR
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln dazu, wie man Streetwear tragen sollte. Es existieren jedoch einige Tipps, die Ihnen zum bestmöglichen Look verhelfen. Der erste Rat wäre, nicht blind jedem Trend zu folgen, sondern seinem eigenen kreativen Spirit freien Lauf zu lassen und einzigartige Teile aufzustöbern, etwa Vintage- und Second-Hand-Kleidung. Unser zweiter Ratschlag ist, hinsichtlich der Marken Ihres Outfits einem roten Faden zu folgen. Beispiel: Ich trage selbstverständlich ein Paar Yeezy Slides in Kombination mit Socken von Nike. Obwohl selbst Kanye West, der Gründer von Yeezy, diese Regel nicht befolgte, würden eingefleischte Fashionistas ein Abweichen als modischen Fauxpas bewerten. Achten Sie daher auf den Mix der Logos Ihrer bevorzugten Labels. Entscheiden Sie sich lieber für minimalistische Teile, die Ihre Markenkleidung puristisch in Szene setzen. Derzeit liegt Color Block im Trend; ein modisches Instrument, das im Spiel mit Kontrasten besteht und große Aufdrucke vermeidet.
OBERTEIL DES LOOKS: T-SHIRTS UND HOODIES
Heute ist Supreme Experte in der Kunst des T-Shirts Designs. Mit ihrem emblematischen Box Logo, ihren Referenzen an die Pop-Kultur und innovativen Kollaborationen ist es der New Yorker Marke im Laufe der Jahre gelungen, sich neu zu erfinden. Ihre Teile sind im Streetwear unverzichtbar geworden, nicht zuletzt dank des Erfolgs ihres Box Logo Hoodies. Mit der Zeit sind die Kapuzen-Sweatshirts zu den beliebtesten Teilen unserer Garderobe geworden. Puristisch oder farbenfroh bestehen sie im Allgemeinen aus 100 Prozent Baumwolle. Im September 2021 revolutionierte Kanye West den Sweater anlässlich seiner Kollaboration mit Gap für den perfekten Hoodie. Ohne Logos gehalten, zeichnet sich der Pullover durch einen Oversize Schnitt mit leichtem Crop-Effekt sowie das boxy Design aus, welches Ye ganz besonders schätzt. Er weist eine sorgfältige Fertigung aus gefütterter Baumwolle auf, die die hohe Dichte des Stoffs sowie seine außergewöhnliche Qualität bedingt. In zahlreichen Farben erhältlich, ist der Yeezy Gap Perfect Hoodie das ideale Kleidungsstück, um Komfort und Stil zu verbinden.
UNTERTEIL DES LOOKS: TRAININGSANZUG UND HOSE
Traditionell waren Trainingsanzüge wie auch Sneakers sportlichen Aktivitäten vorbehalten. Ihr Tragekomfort und ihre Funktionalität setzten sich jedoch auch jenseits des Sportplatzes bis zu den größten Laufstegen der Modewelt durch. Meist aus einer Basis aus Baumwolle bestehend, ist der Jogginganzug heute angesagter als je zuvor. Oft in Grau und Schwarz abgewandelt, erfuhr die bequeme Hose dank wiedergewonnener Beliebtheit bei einflussreichen Berühmtheiten wie Kanye West, Kim Kardashian und Kylie Jenner, die die Bewegung der Cozywear propagierten, bei Fashion-Liebhabern eine zweite Blütezeit. Seit den Lockdowns hat sich der Trend bei Damen und Herren gleichermaßen mit weiter Kleidung, die uns bei alltäglichen Aufgaben begleitet, in Richtung Komfort und Entspannung verändert. Hinsichtlich ihrer Robustheit ist Streetwear jedoch auch von der Workwear inspiriert. Die Arbeitskleidung wurde eigentlich auf Baustellen oder in militärischen Camps eingesetzt, zu sehen in der Kollektion Nike Travis Scott. Die Marke Carhartt ist das perfekte Beispiel dafür. Ihre emblematischen Detroit Jackets und Cargo Pants erfahren seit 2021 ein echtes Comeback.
SNEAKER RICHTIG AUSWÄHLEN
Das zentrale Teil Ihres Looks! Ob zu Cargos, einer Jeans oder einem Trainingsanzug: Turnschuhe bleiben das wichtigste Stilelement für Sneaker-Fans. Bunte oder dezente Turnschuhe vervollständigen Ihre stylischsten Outfits, weswegen sie mit Bedacht ausgewählt werden sollten. Dazu ist es wichtig herauszufinden, welcher Stil bei Schuhen sich ideal mit Ihrem Kleidungsstil verbinden lässt – unter Berücksichtigung von Komfort, Schnitt und Nachhaltigkeit. Ob Off-White Kollaboration oder Edition mit hoher Auflage: Ein Paar Sneakers kann helfen, Matching umzusetzen. Diese Technik beinhaltet das Aufgreifen der Kleidungsfarben durch die Schuhe.